Historisch Wohnen 



Fenster & Türen

farbige handgemachte Haustüren vom Darß, Darßer Türen von der Kunsttischlerei Roloff
9. Februar 2020
Auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostseeküste zwischen Rostock und Stralsund wird eine Tradition gepflegt, die auch nach 200 Jahren noch sehr lebendig ist und sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Jedem Feriengast fallen sie sofort ins Auge: die Darßer Türen. Sie sind der kunstvolle Mittelpunkt vieler Hausfassaden, sie sind bunt und reich mit geschnitzten Ornamenten geschmückt.
 Bereits Ende des 18. Jahrhunderts waren die Türen der Blickfang in den Häusern wohlhabender Bürger. In der Blütezeit der Segelschifffahrt brachten Handel und Schiffsbau viel Geld in die Region. Der neu erworbene Wohlstand wurde gern in eine besonders prächtige Haustür investiert, ein für alle sichtbares Statussymbol. Die massive Konstruktion der Haustüren ist dem rauen Seeklima geschuldet. Die vielen Verzierungen waren aber nicht nur repräsentativer Schmuck, sondern sollten auch Glück ins Haus bringen oder vor Unglücksfällen und bösen Geistern schützen. Vor 200 Jahren waren die Türen nur ein- oder zweifarbig, meist braun oder grün, dafür aber mit bedeutungsvollen Ornamenten überhäuft. Mit den Jahren setzte sich eine buntere Farbgebung durch. Einige Motive die mit der Seefahrt verknüpft sind, wie die Sonne und der Anker, finden auch heute noch häufig Verwendung. Sehr beliebt ist der Tulpenstrauss, der sich aus dem Lebensbaum, einem Symbol für Lebenskraft entwickelt hat. 

Musselinglas
6. Februar 2020
Die Haustür ist der zentrale Blickfang eines jeden Gebäudes. Sie ist das erste Element des Hauses, das jeden Besucher begrüßt. Sie sollte mit den Eigenschaften willkommen heißen, die auch das Gebäude ausmachen: Stil, Geschichte und Charakter. In der Zeit des Historismus und des Jugendstils zeigte sich die Eleganz der Gebäude auch in den Türen, in der Haustür ebenso wie in den Zimmertüren.
 Sehr beliebt waren kunstvolle Glaseinsätze, sogenanntes Musselinglas, das mit einem durchsichtigen Muster auf mattem Grund oder umgekehrt verziert war. So war gewährleistet, dass Licht in die Diele oder das Zimmer fiel, ohne dass man hineinsehen konnte. Namensgeber für dieses Glas waren die Musselinstoffe, die ursprünglich wegen ihrer orientalischen Muster nach der Stadt Mossul benannt worden waren. Die prächtigen Muster der Glasscheiben standen den Stoffen in nichts nach. Leider wurden während des Krieges viele dieser Gläser zerstört und mit dem Wiederaufbau und der Modernisierung häufig die wenigen noch intakte Türen entfernt. Dank traditionsreicher Handwerkskunst ist es aber problemlos möglich, ein Gebäude aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert wieder mit dem Glasschmuck seiner Entstehungszeit auszustatten.
29. Januar 2020
Bis in die Zwanziger Jahre waren Haustüren repräsentative Einzelstücke, die als prachtvolles Portal einer Stadtvilla oder als Klöntür eines Bauernhauses den Status des Hausherrn widerspiegelten. Vom verspielten Barock über die klaren Linien des Klassizismus bis zu den floral geschwungenen Formen des Jugendstils boten die Türen im jeweiligen Stil ihrer Zeit einen großen Variantenreichtum in Gliederung und Ornamentik. Sie wurden in Handarbeit gefertigt und sind noch heute Zeugnis einer langen Handwerkstradition.
 Mit der industriellen Produktion und der Neuen Sachlichkeit der Zwanziger Jahre entstanden erstmals Türen, die in ihrer einheitlichen und klaren Form kein Zeugnis mehr für den sozialen Stand ihres Eigentümers waren. Heute werden Haustüren in einer nie dagewesenen Vielfalt produziert und doch sind sie als Massenware wenig geeignet, die Individualität ihres Besitzers zum Ausdruck zu bringen.
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